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Kleinwindkraftanlagen: Kleine Windräder als Geschäftsfeld für Solar-Installateure?

Das Marktumfeld für Installateure von Photovoltaikanlagen hat schon mal besser ausgesehen. So mancher Solarteur denkt deshalb über die Integration weiterer Geschäftsfelder nach.



Kleinwindkraftanlagen bieten sich für die Eigenstromversorgung privater oder gewerblicher Betreiber an. Die Nachfrage ist vorhanden. Das Kleinwindrad wird oft als Ergänzung zur PV-Anlage betrachtet, um auch in der sonnenarmen Jahreszeit und nachts Strom zu erzeugen. Kleinwindräder haben in Deutschland in der Regel eine Leistung unter 30 kW. Aufgrund des niedrigen Einspeisetarifs unter 9 Cent pro kWh lohnt sich seit jeher nur der Selbstverbrauch des Stroms, die Einspeisung ist nicht lukrativ.

Allerdings gibt es erhebliche Unterschiede bei der Planung und Installation von Kleinwindkraftanlagen im Vergleich mit PV-Anlagen. Bevor man sein Geschäftsfeld um Kleinwindanlagen erweitert, sollte man sich mit diesen Unterschieden auseinandersetzen. Zum einen ist die Standortprüfung in Bezug auf das nutzbare Energiepotenzial vor Ort anspruchsvoller. Zum anderen ist die Umsetzung einer kleinen Windanlage aufgrund des Baurechts aufwendiger und zeitintensiver, als es bei Solaranlagen der Fall ist. Schließlich sollte der Solar-Handwerker bei der Auswahl der Windgeneratoren Vorsicht walten lassen, da nicht alle Kleinwindanlagen durch Marktreife gekennzeichnet sind.

Erfassung des Windenergie-Potenzials

Solarenergie hat einen wichtigen Vorteil gegenüber der Windenergie, wenn es um die Energieversorgung einzelner Gebäude geht. In den sonnenstarken Monaten steht die Sonne hoch am Himmel und scheint von oben auf die Module. Nur Hindernisse wie z.B. Bäume, die sich in nächster Nähe befinden, werden zu einer Verschattung führen. Ganz anders verhält es sich bei der Windenergie. Der Wind strömt parallel zur Erdoberfläche. Hindernisse, die sich recht weit vom Gebäude entfernt befinden, können das Energiepotenzial erheblich verringern. Klassischer Fall: Viele Einfamilienhäuser in Wohnsiedlungen eignen sich für die Installation einer Solaranlage. Bei der Installation einer kleinen Windturbine wird es schwierig, da alle umliegenden Gebäude und Bäume die Windströmung verringern. Was heißt das für den Solar-Installateur? Er muss sich unbedingt mit den Themen Standort-Bewertung und Windmessung auseinandersetzen. Insgesamt ist das Standortpotenzial für Kleinwindkraftanlagen in Deutschland groß, das gilt z.B. für freie Lagen oder Randgebiete von Siedlungen. Der Fachmann muss ein Auge für gute Standorte bekommen. Eine genaue Erfassung der Windverhältnisse kann allerdings nur über eine mehrmonatige Messung der Windgeschwindigkeit in Erfahrung gebracht werden. Die mittlere Jahreswindgeschwindigkeit ist für die Beurteilung der Energieerträge entscheidend. Mit Windkarten oder Online-Rechnern kommt man nicht weit.  

Genehmigung und Kontakt mit dem Bauamt

Ein wichtiger Planungsschritt bei der Umsetzung einer Kleinwindanlage ist in der Regel die Beschaffung einer Baugenehmigung. Im Gegensatz zu Solaranlagen haben Windräder bewegliche Teile die Emissionen in Form von Schall und Schatten hervorrufen können. In manchen Bundesländern ist die Aufstellung einer Kleinwindkraftanlage bis 10 Meter Höhe ohne Genehmigung zulässig. Der Erfolg des Bauantrags hängt eng von der Kooperation des Bauamts vor Ort ab. Das kann sich als ein nervenaufreibender Prozess erweisen. So mancher PV-Fachhandwerker hat die Flinte ins Korn geschmissen, nachdem sich die Genehmigung der ersten kleinen Windanlage lange hingezogen hat. Zum Rüstzeug des Kleinwindrad-Fachmanns gehört es demnach, sich mit genehmigungsrechtlichen Sachverhalten auseinanderzusetzen als auch der konstruktive Umgang mit dem Bauamt.

Auswahl der Windturbinen

Wer sich als Vertriebspartner eines oder mehrerer Hersteller von Kleinwindkraftanlagen aufstellen möchte, sollte bei der Auswahl sorgfältig vorgehen. Es gibt fragwürdige Hersteller auf dem deutschen Markt, deren Windgeneratoren nicht das halten, was auf den Hochglanzbroschüren versprochen wird. Gegenüber dem Kunden bzw. Kleinwindanlagen-Betreiber muss sich aber der Fachhandwerker rechtfertigen, wenn das Windrad viel weniger Strom erzeugt als versprochen. Die klassische Bauweise mit horizontaler Rotorachse, wie man es von den großen Windkraftanlagen kennt, ist am wirtschaftlichsten und seit langem in der Serienfertigung. Andere Bauformen wie Vertikalläufer und Mantelturbinen sehen oft schick aus, können aber nicht immer mit guten Ertragszahlen glänzen. Wichtig ist auch die Hilfestellung eines Herstellers bei der Umsetzung eines Kleinwindprojekts. Das gilt vor allem für Belange der Baugenehmigung. Mit technischen Dokumentationen oder einer Typenprüfung kann das Verfahren beschleunigt werden.

Fazit

Wer sich als Solar-Handwerker mit Kleinwindkraftanlagen ein neues Geschäftsfeld erschließen möchte, wird nur Erfolg haben, wenn er sich voll und ganz dem Thema widmet. So nebenbei ein paar kleine Windturbinen installieren wird kaum funktionieren. Es muss einem bewusst sein, dass vor allem der Anfang beschwerlich sein kann und man Geduld haben muss. Es muss die Bereitschaft vorhanden sein, sich in neue Themengebiete einzuarbeiten, wie Windenergie-spezifische Standortprüfung und Windmessung als auch baurechtliche Aspekte. Mit der Zeit wächst die Erfahrung und die Projekte werden schneller umgesetzt. Dieser Erfahrungsvorsprung ist dann ein Wettbewerbsvorteil gegenüber anderen Installateuren.

Letzte Aktualisierung: 29.07.2013