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InterSolarBranche 2013: War das der Anfang vom Ende?

Die Intersolar 2013 ging am vergangenen Freitag zu Ende. Nur 50.000 Besucher aus über 150 Ländern und 1.330 Aussteller aus 47 Ländern verweilten laut Veranstalter auf der größten internationalen Solarmesse.



50.000 Besucher hätte man eigentlich "merken" müssen. Schließlich fehlten die Hallen C gänzlich und einige Hallen in den Bereichen A und B waren durch Abtrennungen mehr als halbiert worden. Hinzu kam, dass viele Stände in den Hallen unbesetzt und mit weiteren Sitz- und Ruhegelegenheiten ausgestattet wurden. Vom Freigelände ganz zu schweigen. Etliche Unternehmen, die zwar im Messekatalog, aber nicht auf der Messe vertreten waren, suchte man vergeblich. Die Frage, die sich viele zwangsläufig stellten; findet die Intersolar im nächsten Jahr wieder in Freiburg statt? Ohne Frage, noch nie war die Konsolidierung der Solarwirtschaft so sichtbar wie in diesem Jahr.

Es darf aber nicht alles so schwarzgesehen werden. Weniger Aussteller und weniger Besucher hat natürlich für fast alle Beteiligten große Vorteile. So bleibt die "Rennerei" in einem erträglichen Maß, sind doch nicht so viele Hallen und Aussteller zu besichtigen. Für die Aussteller waren die Gespräche sicherlich qualitativ hochwertiger, nachhaltiger und auch professioneller. Schließlich hatte der ein oder andere Aussteller mehr Zeit für Besucher und Gäste zu Verfügung. Bei den üblichen Verdächtigen wie SMA, SolarWorld und IBC Solar waren wie immer die Stände voll, ansonsten war spürbar weniger los. Auf der anderen Seite trennt sich die Spreu nun endlich vom Weizen. Es ist demnach nicht der Anfang vom Ende ...

Branche backt kleinere Brötchen

Auffallend war der Stand der Mage Solar AG. Auch aufgrund der Größe, denn der Stand schrumpfte im Gegensatz zum letzten Jahr bestimmt um die Hälfte. In der Branche ist eben Sparen angesagt. So gab es bei Mage Solar diesmal keine Bedienung, die HotDogs und Getränke an den Tisch lieferte, sondern lediglich eine Bar, bei der die Getränke abgeholt werden mussten. Heiße Hunde gab es leider nicht. Wir fanden das skandalös;-) Im Ernst, die Branche spart und unserer Ansicht teilweise am falschen Ende, unabhängig von fehlenden HotDogs und Getränken.

Intersolar Award - Die Gewinner im Bereich „Photovoltaik“

Die Firma LG Electronics Deutschland GmbH, Ratingen, hat mit dem „Mono X NeoN“ ein besonders leistungsfähiges Solarmodul entwickelt, das durch einen verbesserten Wirkungsgrad bei geringen Kosten überzeugt. Ermöglicht wird dies durch den Einsatz von n-type-Solarzellen, die das einfallende Sonnenlicht von zwei Seiten ausnutzen können (bifacial) und eine verbesserte Lichteinkopplung. Beeindruckt zeigte sich die Jury von der Kombination verschiedener Technologien und der hohen Wirtschaftlichkeit des Solarmoduls.

Der Firma Schletter GmbH, Kirchdorf, ist mit der Entwicklung des „Smart PV Charge“ ein intelligentes Ladeverfahren für den optimierten Eigenverbrauch von selbsterzeugtem Solarstrom in Kombination mit Elektromobilität gelungen. Eine Schnittstelle zwischen PV-Anlage, Energiemanager und Akkuspeicher eines Elektrofahrzeuges sorgt dafür, dass je nach Bedarf der Solarstrom sowohl für den Haushalt als auch zum „Betanken“ des Fahrzeuges genutzt werden kann. Die Jury überzeugte, dass sich mit dem zeitlich flexiblen Ladevorgang und der zusätzlichen Speicherkapazität Eigenverbrauchsquoten von über 80 Prozent erzielen lassen.

Die SMA Solar Technology AG, Niestetal, hat mit dem „Sunny Boy Smart Energy“ ein kompaktes, vollintegriertes Speichersystem konzipiert, welches sich schnell und einfach installieren lässt. Mit einer Speicherkapazität von 2 Kilowattstunden (kWh) eignet sich der Speicher ideal für den Gebrauch in Privathaushalten und ermöglicht dort einen hohen Eigenverbrauch von selbst erzeugtem Solarstrom. Eine langlebige Lithium-Ionen-Batterie wirkt sich positiv auf die gesamtwirtschaftliche Betrachtung des Speichersystems aus und verringert dessen Ausfallrisiko.

Die Gewinner in der Kategorie „Solare Projekte in Europa“

Die Belectric Solarkraftwerke GmbH, Kolitzheim, hat die mit 128 Megawatt Peak (MWp) drittgrößte PV-Anlage Deutschlands im brandenburgischen Templin errichtet. Der „Solar Power Plant Templin“ besteht aus insgesamt 1,5 Millionen Dünnschichtmodulen und 114 Wechselrichtern. Dank dynamischer Regeleingriffe gewährleistet die intelligente Kraftwerkstechnologie ein stabiles Spannungsniveau und kompensiert mögliche Netzschwankungen rund um die Uhr. Spezielle Elektroniken können der Blindleistung entgegenwirken und ein „Phasenshifter“ sorgt dafür, dass nutzlose Blindleistung ausgeglichen wird.

Die Galaxy Energy GmbH, Berghülen, hat ein Energiesystem für ein CO₂-neutrales Gebäude konzipiert, welches ohne die Zufuhr von Gas, Öl oder Holz zu Heizzwecken auskommt. Das Kernstück des „Galaxy Energy Building“ stellt ein Dachsparrensystem dar, bei dem die Photovoltaikmodule bereits in die Dachkonstruktion integriert wurden. Die weiteren Bestandteile des innovativen Energiesystems sind eine Deckenluftheizung, eine Wärmepumpe sowie ein integrierter Eisspeicher, der für eine saisonale Heizung und Kühlung des Gebäudes sorgt.

Die Conergy AG, Hamburg, hat eine auf maximalen Eigenverbrauch optimierte PV-Dachanlage (8 kWp) auf dem Restaurant „Lasal del Varador“ im spanischen Barcelona errichtet. Das Besondere daran: Statt die PV-Anlage wie bisher auf maximale Leistung und Autarkie auszurichten, wurde hier eine ideale Anlagengröße für die direkte Nutzung des Solarstroms Vorort erzielt. Aus Sicht der Jury ein wegweisendes Projekt, das beispielhaft für den zukünftigen Bau von Solaranlagen gilt, die aufgrund ihres hohen Eigenverbrauchs ohne staatliche Förderung auskommen.

Innovationen suchte man vergeblich

So richtige Innovationen suchte man auf der Intersolar leider vergeblich. Thema waren neben Energiespeichern auch Strafzölle auf Solarmodule. Von letzteren hatte jeder Hersteller natürlich die Besten. Von einer langweiligen Messe kann aber nicht die Rede sein, schließlich unterbreitete Matthias Willenbacher, Vorstand der juwi-Gruppe, unserer Kanzlerin ein unmoralisches Angebot. Nicht, was Sie jetzt wieder denken! Mit unserer Kanzlerin will er mit Sicherheit nicht ins Bett, schon gar nicht für Geld. Aber er würde die Hälfte seines Unternehmens verschenken, sofern sich Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel für 100 Prozent erneuerbare Energien bis zum Jahr 2020 entscheidet. Willenbacher veröffentlichte zur Intersolar sein Buch "Ein unmoralisches Angebot an die Kanzlerin". Er ist für die kompromisslose Umsetzung der Energiewende und verschenkt dafür ein Stück seines Babys. Ob die Kanzlerin auf dieses Angebot eingeht, wird sich zeigen. Jetzt liegt es an ihr, die Weichen für eine rein erneuerbare Stromerzeugung bis zum Jahr 2020 zu stellen.

Letzte Aktualisierung: 24.06.2013